Jahreshauptversammlung unter dem Motto:

"Mit Leidenschaft dem Insektensterben entgegenwirken"

Entschlammt, neu gestaltet und angestaut ist der Amphibienteich bei Hohenroden, damit im Frühjahr zahlreich sich die Amphibien fortpflanzen können.
Entschlammt, neu gestaltet und angestaut ist der Amphibienteich bei Hohenroden, damit im Frühjahr zahlreich sich die Amphibien fortpflanzen können.

Von Beginn an bis zum Ende durchzog das Thema „Insektensterben“ die Jahreshauptversammlung der NABU-Gruppe Aalen e.V. am 15.11.2017 abends im „Kellerhaus“ in Oberalfingen.

 Nach der Begrüßung zahlreicher Mitglieder und Gäste zeigte der 1. Vorsitzende Guido Bretzger in seinem Jahresbericht auf, welche immense Arbeit die wenigen aktiven Mitglieder geleistet haben. Neun Schutzgebiete mit zusammen 14 Hektar, verteilt von Wört bis Göggingen, von Fachsenfeld bis Hohenroden wurde gepflegt. Angefangen im Sommer wurden FFH-Wiesen zweimal gemäht und zu Heu bzw. Öhmd bearbeitet. Im Spätsommer und Herbst wurden buckelige Öhdflächen, Feuchtflächen und Hochstauden gemäht, zusammengerecht und abgefahren.

 Vier Amphibienweiher müssen gepflegt und unterhalten werden. Der Größte wurde ausgeräumt, abgelassen, entschlammt und wieder angestaut. Nicht weniger als 170 Stunden wurden von den Mitgliedern dafür abverlangt. Ein zweiter Weiher wurde ebenfalls abgelassen, um den üppigen Rohrkolbenbestand mühselig wenigstens von der Hälfte des Weihers mit den Händen herausgezogen.

 Von den fünf kleinen Tümpeln, die die Ortsgruppe betreut, wurde ein Tümpel abgelassen, entschlammt und wieder abgedichtet. Alles von Hand.

290 Nistkästen werden jedes Jahr gereinigt und ausgebessert. Allein 65 Kästen für die Wasseramsel, die an 110 km Länge an Kocher, Blinde Rot, Lein und Rems angebracht sind.

 Diese Arbeiten werden ergänzt durch naturkundliche Führungen, Beratungen und auch Stellungnahmen zu naturkritischen Planungen.

 Als nächsten Punkt stellte Jonas Bretzger die Aktivitäten der Jugendgruppe vor. In herrlichen Aufnahmen zeigte er, wie begeistert die jungen Mitglieder beim Bau von Nistkästen und Wildbienenhotels aber auch bei Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen mitarbeiten. Getränke und kleine Imbisse gibt es dann zur Belohnung.

 Der Kassenbericht von Kassiererin Renetta Kleemann zeigte eine erfreulich positive Bilanz auf. Die beiden Kassenprüfer bescheinigten Frau Kleemann eine einwandfreie Kassenführung.

 Mit Bedauern haben die Mitglieder Abschied genommen von Herrn und Frau Kleemann, weil sie wieder in ihre alte Heimat nach Dresden umziehen werden. Guido Bretzger bedankte sich herzlich und überreichte 2 Bücher aus Aalen und Ostalbkreis und mit einem Blumenstrauß.

 Die Wahlen, geleitet von Senior Reinhard Bretzger erbrachten die Wiederwahl von Guido Bretzger als 1. Vorsitzenden, Dr. Andreas Beck als 2. Vorsitzenden, Kassenprüfer Dr. Thomas Hellmuth und Cornelia Bretzger. Für das frei gewordene Amt des Schriftführers und Kassiererin wurde Frau Gudrun Baar einstimmig und mit Freuden gewählt.

 

Den Fachvortrag „Insektensterben – Möglichkeiten zur Verbesserung in der Agrarlandschaft“ trug Diplom-Biologe Jochen Goedecke, Referent für Landwirtschaft und Naturschutz beim NABU-Landesverband Baden-Württemberg vor. In mehreren nationalen und internationalen Studien stellte er die Zusammenhänge von Landschaftsveränderungen und Insektensterben heraus. Besonders in den Industrie- und Schwellenländer ist eine mehr oder weniger deutliche Übereinstimmung des katastrophalen Insektensterbens festzustellen. Als ersten Schritt zur Verbesserung der Situation schlug er folgende Maßnahmen in der Agrarlandschaft vor:

  1. Wechselmahd im Grünland, d.h. bei jeder Mahd werden Teile der Fläche nicht gemäht, die dann bei der nächsten Mahd gemäht werden, dafür an anderen Stellen das wiederholt wird.
  2. Lerchenfenster im Ackerland, d.h. kleinere oder größere Flächen werden nicht eingesät.
  3. Drillreihen im Ackerland, d.h. einige Reihen innerhalb der Saat wird nicht eingesät.
  4. Blühstreifen am oder im Ackerland werden mit Blütenpflanzen eingesät, ein- oder mehrjährig.
  5. Wildpflanzen anstatt Mais, hier können einjährig aber auch mehrjährige Pflanzen eingesät werden. Dabei spart man enorme Bearbeitungszeit und Saatgut.

Bei der anschließenden Diskussion ging es sehr lebhaft zu. Die Landwirte beklagten sich, dass ihre Anstrengungen für den Artenschutz nicht ausreichend gewürdigt werden. Insbesondere, dass trotz Anstrengung, die Artenvielfalt so rückgängig wäre. An wenigen Beispielen zeigten die Naturschützer die Ursachen auf. Z.B. würden in den ersten Maitagen innerhalb von zwei oder drei Tagen das gesamte Grünland der Region gemäht und abgeräumt werden, bevor die Pflanzen blühen oder gar Samen bilden können. Ein ehemals Eldorado für Insekten geht dadurch gänzlich verloren. Auch die Überhandnahme der Maisanbauflächen lässt immer weniger Lebensraum für Insekten. Mit freundschaftlichen Einzelgesprächen ging die Veranstaltung harmonisch zu ende.

 


Wildentenbruten auf Dächern im Stadtgebiet Aalen

Entenfamilie auf einem Flachdach in Aalen
Entenfamilie auf einem Flachdach in Aalen

Jedes Jahr brüten immer wieder auf den begrünten Flachdächern im Stadtgebiet von Aalen Wildenten. Die besorgten Bewohner bzw. Bewirtschafter dieser Gebäude bitten jeweils die Vogelschützer der NABU-Gruppe Aalen um Hilfe.

 

Angefangen hat es im Jahr 2014 auf dem Dach des Einkaufszentrums Merkatura Aalen. Hier wurden 10 junge Entlein mit samt der Mutter schonend eingefangen und in ein geeignetes Gebiet gebracht. Wenige Tage später wurden die NABU-Leute zu einer Entenbrut auf das Dach des Reichstädter Marktes gerufen, der hohe und dichte Bewuchs dort erschwerte das Einfangen der Jungenten, aber schließlich wurden 10 Jungtiere und ihre Mutter wohlbehalten eingefangen. Überraschend war, dass auf dem Mercatura-Dach eine zweite Ente gebrütet hat. Auch die zwölf kleinen Entlein und ihre Mutter haben die NABU-Leute wohlbehalten in ein geeignetes Gewässer umgesetzt.

 

Ganz schwierig gestaltete sich die Umsetzung der vierten Brut, die auf dem stark bewachsenen Vordach am Haus der Katholischen Kirche entdeckt wurde. Zunächst flüchtete das Alttier und ein Junges wollte ihr folgen und fiel dabei vom Dach. Die restlichen 9 Jungtiere konnten geborgen werden. Das Alttier wurde sofort von zwei Erpeln bedrängt und weit vom Brutplatz abgetrieben. Erst am Abend lies sich die Entenmutter mit Hilfe der Jungtiere anlocken, die die NABU-Leute in einem Gitterzaun auf einer Grünfläche sozusagen angeboten haben. Als die Entenmutter nahe genug bei den Jungen war, wurde das Gitter vorsichtig mit einem langen Rohr etwas angehoben, sodass die Jungen zu ihrer Mutter eilen konnten. Vorsichtig wurde die ganze Entenfamilie zu einem nahen Gewässer geleitet. Alle Beteiligten hoffen, dass die Enten in ihren neuen Lebensräumen gut zurechtkommen. Vor allem, dass sich die Menschen vernünftig und rücksichtsvoll verhalten, gerade im belebten Stadtbereich.

 

Seit Bekanntwerden dieser erfolgreichen Umsetzaktion werden die NABU-Leute jährlich zwischen 3 und 5 mal auf verschiedenen Dächer der Innenstadt von Aalen gerufen, um die Jungenten samt Alttier einzufangen und auf dem "Boden" wieder auszusetzen.

 

Weshalb werden diese Fangaktionen immer wieder gemacht?

Die Jungvögel haben auf den Dächern zu wenig Nahrung und vor allem kein Wasser zum Überleben. Ein zweites Problem ist der nicht ausreichende Schutz und Deckungsmöglichkeiten gegenüber Elstern und Rabenvögeln.